Schweigende Hirten
Jetzt hat er doch was gesagt. Der Papst. Ja, na gut, geschrieben hat er. Einen Brief. Der wird Hirtenbrief genannt. Und so einen hat er geschrieben, der Papst.
Der heißt so, weil er ja ein Hirte sein will. Und in dem Brief sagt er seinen Schäfchen, dass sie schlimme Sache gemacht haben. Das schlimmste aber ist, dass die pädophilen Priester die Kirche ganz unglücklich machen.
Ne, ne, das geht nicht – denn die Kirche soll ja frohe Botschaften verkünden! Und wie soll das denn laufen, wenn man ständig über Missbrauch an Kindern und Jugendlichen sprechen muss?
Also nicht er, aber seine Domestiken vor Ort.
Und die haben viel zu erklären. Zum Beispiel, warum bekannte Pädophile nicht bestraft, sondern im schlimmsten Falle nur in eine andere Stadt versetzt wurden. Obwohl allen klar war, dass sie der heilige Geist schon längst verlassen hatte.
Und dann müssen Sie sich mal angucken, was mit Priestern passiert, die ihre Liebe entdecken. Also die Liebe zu einer Frau oder zu einem Mann. Und das ganz offen.
Wissen Sie, was mit denen passiert? Die sind weg vom Fenster, aber hallo! Das geht ganz schnell.
Bezüge weg, Existenz weg und immer wieder auch Ausschluss aus der hochheiligen Betkameradschaft. Ja, ja – das ist nämlich Hochverrat! Und darauf steht dann auch die Höchststrafe! Die können sich dann aber mal umgucken, die Abtrünnigen. Da kennt die Kirche nix! Vor allem kein Erbarmen.
Da fällt einem doch nichts mehr zu ein! Da werden die schlimmsten Verbrecher im Kreise rumgereicht, damit alle mal Vergebung üben können und diejenigen, die aus Liebe das Zölibat verletzen, werden behandelt wie der letzte Dreck. Verstehen Sie das?
Sie meinen, der Papst hätte sich ja auch entschuldigt? Dann schauen Sie mal genau hin.
Schuld ist nämlich nicht die Kirche mit ihren patriarchalischen Machtgelüsten, schuld sind die da draußen. Die Gesellschaft. Jawohl! Die Gesellschaft wird nämlich immer weltlicher und das ist nicht gut. Weil, wenn es weniger Respekt vor der Kirche gibt, wird auch mehr geredet. Frei geredet. Öffentlich geredet. Und vor allem: Es wird auch zugehört! Da is nix mehr mit verstecken. Das können Sie dann vergessen.
Das ist wie in der Geschichte über des Kaisers neue Kleider. Erinnern Sie sich? Da spricht ein Kind aus, was alle sehen und sich keiner traut zu sagen.
Und jetzt werfen Sie noch mal einen Blick auf die Schafe vom Ratzinger. Da braucht es wirklich nicht viel Phantasie, wie das heute klingen würde:
„Guckt doch mal – die sind ja alle schwarz!“