Tuesday, April 06, 2010

Aprilscherze

April, April!“

'Das ist ja wohl ein Aprilscherz!' - Haben Sie das dieses Jahr auch so oft gedacht?


Beim Zeitung lesen oder Fernseh' gucken ist das ja die ultimative Herausforderung am 1. Vierten: Herauszufinden, was denn nun ein Aprilscherz ist und was nicht.

An dem Punkt haben sich dieses Jahr die Ereignisse förmlich überschlagen. Denn siehe da, auch nach dem geordeneten Rückzug des Hysterikers Westerwelle, gab es noch genug Anlässe sich zu wundern.

In Köln zum Beispiel, Sie wissen schon, da wo es den Profitgeiern Spaß macht, das Stadtfundament meistbietend zu verhökern, da gab es im Stadtblättchen die Meldung: „Zwei neue Gleise für den Hauptbahnhof.“


Das wollte erst mal niemand glauben. Denn seit über acht Jahren ist klar, hier gibt’s zugigen Handlungsbedarf. So viel Langmut müssen Sie erst mal bringen – das kann es ja nur in Köln geben: im Hauptbahnhof, im H-aupt-bahn-hof (!), der-am-liebsten-Millionenstadt, gibt es genau zwei Gleise für den gesamten S-Bahn Verkehr! Da haben Sie richtig gehört: 2!

Puh, ich sage Ihnen, zeitlich gesehen war das wirklich knapp! Das sogenannte Köln-Paket für den Ausbau der Gleise konnte nur ganz kurz vor den Landtagswahlen noch schnell beschlossen werden. Nach zähen Verhandlungen und – wir haben es schon geahnt – ohne Zusage von Zeiträumen oder Kostenübernahmen. Das macht der Rüttgers ja gerne: Beschlüsse fassen und danach hörst Du ihn von oben tönen: „Meine Herren! April, April, ich danke für das Gespräch!“

In der Wirtschaftswoche kam dann diese Meldung: 'Das Finanzministerium lässt Millionen von elektronischen Meldungen über ausländische Zinseinkünfte liegen.'

Können Sie sich das vorstellen? Millionen Meldungen bleiben liegen und dahinter verbergen sich natürlich Milliarden Euro von Einnahmen, für die sich scheinbar niemand interessiert. Das kommt, weil die zuständige Behörde gar kein Computerprogramm hat, um diese Angaben an die zuständigen Stellen weiter zu leiten.

Jetzt denken Sie sicher: Das ist doch wohl ein Aprilscherz! Ne, ne, hier ein Originalzitat: „Das Bundeszentralamt für Steuern (...) sah sich nicht in der Lage, die in elektronischer Form vorliegenden Daten elektronisch weiterzuleiten.“ Im Klartext: Als Bürger darfst Du bei der Steuererklärung am Rechner Blut und Wasser schwitzen, aber die Herren und Damen vom Amt lassen sich von Bit und Byte einfach nicht aus der Ruhe bringen.

Da kann man nur sagen: Kompliment! Der Schäuble hat's wirklich drauf – spart im Geheimen an der Software, kauft aber populistisch für teuer Geld die Steuersünder CD.

Und dann die Krönung! Ein unglaubliches Radiointerview mit einem katholischen Priester, der als stolzer Vater und treuer Lebensgefährte außerhalb vom Zölibat lebt, diese Lebensweise propagiert und trotzdem noch in der katholischen Kirche praktizieren darf.

Der wurde augenzwinkernd als Bruno X vorgestellt – klar, der wirkliche Name wurde natürlich nicht genannt – und er soll in der Eifel leben. Irgendwie komisch, aber ich sage Ihnen: Mitster X klang wirklich authentisch!

Jetzt habe ich nicht herausfinden können, ob das Interview nicht doch zu den Aprilscherzen gehörte – aber ehrlich gesagt, so ein bisschen gefühltes Wunder am 1.4. war gar nicht schlecht.

Denn sonst bist Du ja sowieso nur noch vor den eigenen Scherzen wirklich sicher!


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