Monday, September 02, 2013

Der große Auftritt

[Vorhang auf.]

Jetzt kostet das Duell von gestern wirklich ein Opfer! Versteht sich, der Ehre wegen.


Die Kosmetikerin von der Merkel kann wohl ihren Hut nehmen. Oder ihre Mütze oder ihre Krokodilstränentasche.


Hat sie doch nicht verhindert, dass eindeutig zu sehen war, wie rot die Noch-Kanzlerin geworden ist. Da können die Analysten sagen, was sie wollen – puh, die Bäckchen konnten sich aber so was von schön aufblasen!


Und habt Ihr gesehen, wie selbst die Kette gezittert hat, als sich die Merkel in den höchsten Tönen selbst gelobt hat? Gehört übrigens zur Rhetorik: Tue Gutes und spreche darüber – das beruhigt die Nerven. Vor allem die eigenen.


Groß auch ihr Blinken. Dieses Klipp-Klapp-Klapp der Augenlider – wie so 'ne lustige Comicfigur oder ein I-Dötzchen.


Oooder – wie jemand, der lügt.


Hey, richtig gut zu sehen war das bei den Themen Niedriglohn und Geldentwertung. Immer dieses Reflex-Klappern. Im Halbsekundentakt. Klipp, klapp – klipp, klapp.


Genau – auch beim Thema Europa, Griechenland und Troika – und als sie davon sprach, dass wir uns auf die europäische Familie vertrauensvoll verlassen können. Hui, mir wurde ganz warm ums Herz!


Wenn das nach der Wahl in diesem Rhythmus so weiter geht, bringt sie die Verhältnisse noch ganz schön zum Tanzen.


Aber das war gestern kein Thema. Ist euch auch aufgefallen, nicht wahr? Selbst die ModeratorInnen haben nicht von Deflation gesprochen.


Hu, hu, hu – D E F L A T I O N – das ist nämlich der Voldemort-Begriff.
Nicht nur für Geldgeier und Machtzyklopen. Gerade deshalb haben die aber gerade noch ihren großen Auftritt: schnell alle Rubel, Dollar und Yen zusammen suchen und dann ab durch die Mitte.


Ein Drama! Im Vertrauen – eine Tragödie!
Katharsis, oder wie andere sagen: Läuterung hin oder her – auch die Eiszeit kam ganz langsam übers Land. Sonst hätten wir das Ganze ja gar nicht überlebt.


Das ist diesmal allerdings gar nicht so sicher. Die ersten zwei Akte haben wir zwar bis heute überstanden – aber keiner weiß: ist das Stück ein Drei- oder Fünfakter?!?


[Vorhang zu.]


[Vorhang noch mal auf – Voldemort tritt an die Rampe und applaudiert dem Publikum.]


Schweigen.


Fin

Thursday, June 20, 2013

Leipzig ist 'ne Reise wert

I:
An der Uni Leipzig ist jetzt die weibliche Anrede für alle eingeführt worden.

Ö: Wie jetzt …?

I:
Na, ja, alle werden mit der weiblichen Anrede angesprochen. Frau Professor Max Ernst, zum Beispiel.

Ö:
Und: Meine sehr verehrten Damen und Damen, ich ...

I:
… nein, nein, so weit geht es doch nicht.

Ö:
Nö? Wie schade. Das Muttirachat haben wir doch schon.

I:
Aber auch die Mutti braucht noch ihre Männer. Die wären sonst ganz beleidigt.

Ö:
Männer, sagst Du? Kinder, sind das, Bengel, Frevel, böse Buben, Pänz, Halbstarke, Hampelmänner ...

I:
Hey, hey, nu mach mal 'nen Punkt.

Ö:
Wie jetzt?

I:
Denk doch nur an den Altmeier. Das ist kein Kind, sondern ein gestandenes Mannsbild.

Ö:
Der Altmeier ist ein Riesenbaby – der nuckelt gerade an allen Quellen des guten Geschmacks. Will es allen recht machen und fällt dann – hoppe, hoppe Reiter - wie derselbe in die Grube.

I:
Was bist Du denn da so pessimistisch?

Ö:
Guck doch hin. Sieht aus wie ein Sumu-Ringer und ist so sanft wie eine Feder. Und 'ne Schnute kann der ziehen – zum Totlachen.

I:
Jetzt übertreibst Du aber! Wenn er auftaucht, kuschen doch alle …

Ö:
Jaaaah, aber nur die Medienfritzen. Hast Du schon mal auf die Blicke vom Roesler gesehen, wenn die nebeneinander stehen? Der grinst nur immer verschmitzt vor sich hin.
Wie so ein pubertierender Teenie: 'Lass den mal reden – hier rein, da raus – ich mache sowieso, was ich will.'


I:
Der Roesler …

Ö:
Der Roesler ist ein freches Blag, ein verwöhntes Mutterkind, ein geölter Aal, ein lupenreiner Dieckmann-Amigo …

I:
Du bist ja heute richtig in Fahrt – mach mal halblang!

Ö:
Wie jetzt?

I:
Ist immerhin unser Vizekanzler.

Ö:
Wirklich? Hast Du schon mal einen Vizekanzler gesehen, der den Chef von der Schmierenpresse umarmt – das geht doch gar nicht!

I:
Das war aber nicht auf deutschem Boden!

Ö:
Nee, das war auf Monsanto-Land – ist ja noch viel schlimmer!

I:
Was für ein Fass machst Du denn jetzt schon wieder auf?

Ö:
Wie jetzt?

I:
Meinst Du nicht, dass Du gerade seeeeeehr dazu neigst, abzuschweifen?

Ö:
Wir sind doch immer noch beim Thema Knuddelkinder, oder nicht?

I:
Ehm …

Ö:
Na, siehst Du! Früher haben sich Politiker geknutscht – das war auch schon kaum erträglich.
Aber die blieben immerhin unter sich. Heute wird da ganz offen auf schmierige Netzwerke gesetzt. Da ist Facebook echt ein Waisenmädchen gegen.

I:
Knabe.

Ö:
Wie jetzt?

I:
Das heißt Waisenknabe! Nicht Waisenmädchen.

Ö:
Jetzt bist du aber nicht mehr in Leipzig, oder?

I:
Nö.

Ö:
Schade: ist nämlich echt schön dort, so richtig zum Knuddeln – vor allem jetzt: unter all den Frauen!!!


Tuesday, January 01, 2013

To be or not to be

Sind Sie?

Oder sind Sie nicht –

auf Facebook?

Finden Sie das doof, Ihre Daten zu verschenken? Oder sagen Sie: das Ganze ist sowieso nur alberner Schnickschnack?

Oder sind Sie vielleicht sogar gerne Freund – von wem auch immer?

Vielleicht gehören Sie aber ja nur zu den Eltern, die gucken wollen, was ihre Kinder da so treiben...?

So viele Möglichkeiten.

Und jetzt die gute Nachricht: Sie haben gar keine Wahl.

Natürlich sind Sie auf Facebook.

Auch, wenn Sie nicht auf Facebook sind.

Finden Sie nicht logisch? Stimmt.

Ist aber auch nicht dialektisch. Das ist ein neuer Ansatz – der heißt Algorithmus.

Das ist der Rithmus, bei dem jetzt jeder mit muss.

Nein, kein neuer Tanz oder so. Sondern ein permanent wirksamer Datenabgleich mit allen Aktivitäten derjenigen, die sich auf facebook tummeln.

Irgendwas ist ja immer. Und das merkt sich der Algorithmus. Wie damals das Fräulein vom Amt.

Das hat ja auch alles weiter erzählt. Das macht der Algorithmus auch. Nur nicht allen, sondern nur Auserwählten. Die aber wissen dann über alles Bescheid, was Sie im Netz so treiben.

Darum heißt es ja auch so: Datennetz.

Also hätte Merkel gesagt: das ist Algorithmus, statt: das ist alternativlos. Dann, ja dann hätte sie sogar recht gehabt.

Ganz sicher können wir uns da natürlich nicht sein. Nur, frage ich Sie jetzt mal, worin Sie sich noch sicher fühlen.

Sie sind nämlich nicht nur auf Facebook, wenn Sie nicht auf Facebook sind – Facebook merkt sich jetzt in USA auch, was sich die Friends der User wünschen.

Das geht dann so:
Erster Schritt: Facebook erinnert Sie an den Geburtstag eines Freundes, nennen wir ihn Peter.
Zweiter Schritt: Sie klicken auf einen Button mit der Aufschrift 'Geschenk kaufen'.
Dritter Schritt: Facebook zeigt Ihnen, was sich Peter wünscht.

Sie brauchen dann nur an der einen oder anderen Stelle zu sagen: 'Gefällt mir' – und schon bestellen Sie ein Gift für Peter.

Jetzt nicht, was Sie denken. Das ist Englisch und heißt: Geschenk.

Alle sind glücklich.

Peter schon mal. Der freut sich wirklich. Na, ja, ... vielleicht.

Sie freuen sich auch: Sie haben Peters Geburtstag nicht vergessen.

Und Zuckerberg. Der reibt sich die Hände, weil er meint, dass seine Aktien wieder steigen.

Jetzt aber geschieht das Wunder!

Sie steigen nämlich nicht, sie fallen sogar.

Langsam, gaaanz, gaaanz langsaaam.

Denn irgendwie passt das den meisten gar nicht.

Die schalten allmählich wieder ihren Verstand ein.

Und dann können wir etwas entdecken, worauf wir uns wirklich noch verlassen können:

Erstens: Vatermord ist längst noch nicht Old-School.

Zweitens: wird die Vernunft wieder hungrig, gebiert sie viele neue Ideen.

Drittens: wenn sie heut' noch nicht verbreitet sind, dann passiert das eben morgen.

Das Kabarättchen wünscht ein inspiriertes & erlebnisreiches Jahr 2013!

Thursday, October 18, 2012

Unter Strom

Ist Ihnen das auch aufgefallen? Im Moment stehen alle unter Strom. Herr Löw bangt medienwirksam um die Teilnahme an der nächsten WM, ein Mensch fällt aus allen Wolken, nur um die Schallmauer zu durchbrechen und Frau Schavan bibbert um ihren Doktortitel.

Da hat die Merkel ja schon alles auf Abseits gestellt. Sie erinnern sich: auch Herr von und zu Guttenberg wurde vorübergehend ihr li
ebstes Kind.

Das letzte Wort hat jetzt Düsseldorf. Also die Uni dort. Dabei ist die Schavan in guter Gesellschaft. Schon etliche Male wurde praktizierenden Professoren in ihren Doktorarbeiten eine äußerst kreative Zitierweise bescheinigt, ohne dass irgendwas passiert wäre. Daran gemessen, dürfte Schavan mit einem blauen Auge davon kommen.

Wenn, ja wenn sie nicht die Ministerin für Bildung wäre. Und damit Chefin von allen möglichen anderen Doktoren. Die würden sich doch ständig einen grinsen, sobald sie den Mund aufmacht. Ein Giggeln ginge dann durchs Land – egal, ob im Ministerium oder vor der Presse. Vom Akademkerstammtisch ganz zu schweigen.

Und so harren wir jetzt den Dingen, die da kommen werden. Oder gehen. Oder fließen. Aber seien Sie beruhigt: Gut geerdet, wird Ihnen nichts passieren. Da sind Sie sicher. Auch vor einem tiefen Fall – diesmal wohl ins Bodenlose.


Monday, May 07, 2012

Auf offener See


Wir haben da mal ein paar Fragen! Wie war das noch mal mit der Politik? 

Liebe Parteien, liebe Politiker, mmh? 

Was ist mit Demokratie? Mit Menschenrecht? Oder Mitbestimmung?

Uns retten ja gerade nur die Globalisierung und die Piraten.

Ja, ja – sogar international wird gefordert, dass wir Mindestlöhne einführen und die Piraten nehmen sich das Recht, ziemlich viele, ziemlich gute Fragen zu stellen. Und die Antworten sollen gemeinsam gefunden werden. Demokratisch, verstehen Sie?

Wer hätte das gedacht?

Schon wieder so eine komische Frage. Denken tun ja viele, aber hören will das niemand! Zum Beispiel bei den Banken. Können Sie das Wort noch hören? Bank.

Früher war das ein geflügeltes Wort: worauf man sich verlassen konnte – das war eine sichere Bank.

Heute können wir uns darauf verlassen, dass die Banken mit ihren Zockereien immer so weiter machen dürfen, die Politiker im Nichtstun ihren Meister machen und eine Trennung zwischen Finanzgeschäften und dem klassischen Geschäftsmodell in so weite Entfernung gerückt ist, dass einem schwindelig wird.

Manche erinnern sich: die Banken verwalteten Spareinlagen und vergaben Kredite. Im Rahmen realer Größen: Produktion, Ertrag, Investitionsbedarf.

Da gibt es Experten, die das auch weiter für überlebenswichtig halten. Und das sind keine Linken. Das sind knallharte Rechner. Staatstragende Rechner! Voll PC!

Kennen Sie das noch? Staatstragend? 

Früher war das ein Schimpfwort!

Jetzt ist das in Diskussionen wie ein letzter Rettungsanker der Vernünftigen! - Ja!

Und wer ist vernünftig?

Etwa, diejenigen, die uns Honig ums Maul schmieren? So wie Schäuble, der gerade die Gehaltsforderung der Gewerkschaften gut findet.

Oder diejenigen, die behaupten, wir müssten alle fleißig sparen? Nur damit die Banken ihre Spielschulden nicht zahlen müssen? 
 
À propos – Spielschulden sind Ehrenschulden? Das können wir uns ja wohl inzwischen auch schenken.

Nee, nee, staatstragend ist das nicht. Eher verkehrte Welt. Diejenigen, die den Staat schützen sollen, tragen ihn zu Grabe.

Wenn Sie mich fragen: wenn die Falschheit regiert, dürfen Piraten auch mal romantisch betrachtet werden.

Das rüttelt nämlich ziemlich stark am Thron der Macht. Die etablierten Parteien finden das zwar gerade gar nicht gut. Das liegt aber nur daran, dass manche Sachen doch noch gelten.

Zum Beispiel die Analyse: Wer fragt, der führt.

Das hatten viele völlig vergessen - scheint aber ziemlich viel Spaß zu machen ...

Sunday, January 08, 2012

Gute Wahl

Ich will Ihnen jetzt mal was sagen: Der Mensch an sich lernt immer.

Wie, das haben Sie schon gewusst? Das glaube ich Ihnen nicht.

Na, ja, glauben vielleicht schon, aber ist Ihnen auch klar, was das bedeutet?

Sie sind dann nämlich immer und fast überall Vorbild. Ganz schön heavy, sag' ich Ihnen. Das kann schon mal überfordern.

So wie unseren Hampelmann von Gnaden Merkels, diesmal Wulff genannt.

Der hat es auch nicht drauf. Ruft der doch beim bekanntesten Redaktionskrieger der Republik an und lamentiert da 'rum:

'Hey, Alter, keiner zu Hause? Spinnst wohl, mich so vorzuführen, du Verräter! Hast nur eine Chance: Abdruck 'nen Tag später. Wenn nicht – Krieg!'


Klingt irgendwie nicht nach Bellevue, oder?

Hab' das mal nachgeguckt, Bellevue kann man mit 'schöne Aussicht' übersetzen.

In der gehobenen Küche ist das aber auch irgendein Fleisch in Gelee. Also schöne Aussicht auf das Fleisch, obwohl was drumherum ist.

Und Sie wissen ja, das Ganze ist dann ziemlich glibberig. Sieht zwar von außen fest aus, aber wenn man drauf beißt, wird alles zu Brei.

Treffend, finden Sie nicht?

Hat die Merkel doch noch mal den richtigen Kandidaten gefunden – Chapeau!

Thursday, April 14, 2011

Blick auf den Boulevard

Wenn ich einmal reich wär'
hätt' ich keine Sorgen mehr.

Gehe dann in feine Läden,
wo aus Knete Kleider werden.

Und an fein gedeckten Tischen,
werd' ich Komplimente fischen.

Auch im Theater zeig' ich mich gerne,
Kultur macht schön – und sei es aus der Ferne.

Beim Sektempfang werd' ich dann Stil beweisen,
das ist ganz einfach, wenn die Gläser mächtig kreisen.

Der Glamour, der macht großen Spaß –
es kommt ja immer wie man's mag.

Zu fragen wäre dann und wann,
wem ich denn noch trauen kann.

In diesem Kreis ist das bekannt,
da schreibt's das Leben an die Wand.

Zum guten Zwecke dieser Weitsicht,
bleiben alle gerne unter sich.

Na, gut, es stimmt: das Leben wird was fad,
es gilt jedoch: wer hat, der hat.