Tuesday, May 31, 2005

Nur vom Feinsten

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Das leckerste am Rosinenbrötchen sind die Rosinen.
Oder vom Ei das Gelbe, vom Erdbeertörtchen die Erdbeeren, vom Kapitalismus der Profit. Das war schon immer so. Aus Prinzip.

Das schmeckt Ihnen nicht? Kein Wunder. Leicht verdaulich ist etwas anderes. Hiervon bekommt man im besten Falle nur Aufstoßen. Andere sind schon dran gestorben.
Nicht etwa weil sie sich verschluckt hätten oder zuviel gegessen. Im Gegenteil.

Kann man übrigens auch heute noch sehen - gucken aber viele weg. Besonders gern weggeguckt wird gerade die Situation in Osteuropa, in China, in Indien, in Teilen Südamerikas und so weiter.
Wir werden satt, das ist die Hauptsache.
Obwohl - stimmt vielleicht gar nicht? Das Wir!

Wollen doch mal sehen. Also nochmal: Viele werden satt, eine Minderheit wird nicht satt genug und für eine andere Minderheit bleibt es nur ein Wunsch, einmal richtig satt zu sein.

Das liegt am Einkommen. Denn im Einkommen liegt das Auskommen. Und wer ein Auskommen hat, ist ein zufriedener Mensch. Jetzt haben aber einige ein Auskommen, da ist für viele gar kein Hinkommen und trotzdem sind sie nicht zufrieden.

Klug können die doch nicht sein, oder?

Ist wahrscheinlich eine Art Reflex. Etwas ziemlich Unkontrolliertes. Schauen Sie, beim Arzt können Sie ja auch nicht verhindern, dass Ihr Bein nach vorne schlägt, wenn der auf die richtige Stelle schlägt.

Weil das niemand wirklich erklären kann, wird dieser Reflex zum Prinzip erklärt. Aber Vorsicht! Lassen Sie sich nicht hinters Licht führen! Der Rest soll nur nicht sehen, wer sich immer nur die Rosinen rauspickt. Und immer nur Rosinen - da kann man nicht satt von werden!

Lassen Sie sich’s schmecken!
Ihr Kabarättchen

Für das Leben lernen wir

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Der Mensch entwickelt sich!
In die Breite, in die Länge, nach oben, nach unten.
Das kennen Sie: „Mensch, ist die aber groß geworden!" oder „Mmh, der hat sich aber ganz schön entwickelt."
Da stehen Freude und Glück in den Augen von Großeltern, Tanten, Onkeln, lange nicht gesehenen Freunden, na, Sie wissen schon.
Ist ja auch schön, wenn etwas wächst.

Im Garten oder Balkon auch. Jeder wachsende Zentimeter wird mit Genugtuung betrachtet, die bunten Blüten verzaubern den Tag und die satten Kräuter machen das Essen erst so richtig zum Genuss.

Zurück zu den Kindern. Deutschland will Kinder, Deutschland braucht Kinder, Deutschland hat ohne Kinder keine Zukunft.
Ganz schön banal, was da manchmal so aus den Mündern kommt.
Schlimmer ist, was zum Beispiel für das Schulsystem aus der Pisa-Studie herauskam.

Wir haben das Attest: die Entwicklung und das Wachstum der Kinder in deutschen Schulen richtet sich nicht nach den Kindern selbst, sondern nach ihrer sozialen Herkunft.
Individuelle Förderung ist zwar schon seit jeher ein Fremdwort im deutschen Schulsystem - aber noch nie war sie so wertvoll wie heute. Eigentlich.

Jetzt denken Sie, da wird sich drum gekümmert.
So wie immer, wenn etwas wächst und sich entwickelt, kann das doch nur Freude machen.
Den Politikern macht das aber keine Freude!

Jetzt soll sogar ein Sprachtest für die Grundschule kommen - um Rüttgers Willen. Im Zweifel bleiben die Schüler schon das erste Mal sitzen, ohne überhaupt jemals die Schulbank gedrückt zu haben.
Das ist die innovative Kraft, das sind die Ideen, die NRW zukunftsfähig machen.
Huch, nicht das Sie das ernst nehmen!

Aber heute ist ja auch alles so teuer: Kinder, Jugendliche, Pflanzen auch.
Bepflanzen Sie mal einen Balkon oder gar einen Garten - das kostet ein Vermögen. Dabei vermögen die unschuldigen Sträucher, Blumen, Kräuter und Gemüse gar nichts.
Kinder schon.
Nur brauchen die etwas länger.
Das könnte ein Vermögen wert sein, pardon, werden.
Nicht nur wegen der Freude am Wachsen.

Nun. Was bleibt? Das dreigliedrige Schulsystem, mit dem Auftrag auszulesen, der Frontalunterricht, damit die Kinder nicht auf eigene Ideen kommen, das Sitzenbleiben, damit Hänschen schon lernt, was versagen heißt.

Sehen Sie schwarz!
Ihr Kabarättchen

Leben für den Standort Deutschland

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Das Leben kann tödlich sein!
Risiken lauern überall. Krankheiten sind Thema spätestens ab Dreißig.
Der Verkehr wird immer rasanter und rücksichtsloser.
Kinder können schon lange nicht mehr auf der Straße spielen.
Chemie in Lebensmitteln, Chemie in der Luft, Chemie in Klamotten.
Lust auf mehr?
Vermissen Sie etwas? Ja, stimmt. Das Rauchen. Von Zigaretten.
Das ist gefährlich, weil Sie damit kürzer leben.

Sie wissen natürlich nicht, wie lange Sie eigentlich leben würden, aber das wissen andere besser.
Das hat natürlich in erster Linie einen propagandistischen Wert.
Die Menschen müssen voreinander geschützt werden. Also vor dem tödlichen Qualm.
Auch vor uns selbst werden wir geschützt.
Die Steuer ist hoch und mittlerweile wird man mit Zigarette so angeglotzt, als sei man ein Bösewicht aus den alten Krimiserien, in denen man auf Anhieb wusste, wer der Täter war.
Und wer will schon böse sein? Ein Geldverschwender noch dazu?
In diesen Zeiten!
Jetzt könnte mancher Rauchende einen uralten Spruch abwandeln und sagen: Wer das Rauchen verbietet, ist doof.
Aber das trifft es nicht. Wer das Rauchen verbietet, strotzt nur so vor Vernunft.
Das Leben ist aber nicht vernünftig. Das ist ein Problem.
Aber es soll ja auch kein Problem gelöst werden.
Wir sollen alle nur geschützt werden.

Retten wir uns also für den Standort Deutschland!
Das ist ganz einfach: Seien Sie Fit im Job - arbeiten Sie für Drei, Walken Sie bis zum Umfallen und gehen Sie regelmäßig zum Arzt! Nur wundern Sie sich nicht, wenn Sie dann krank werden!

Leben Sie wohl,
Ihr Kabarättchen